Jeder zweite Deutsche versucht sich laut einer Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) beim Glücksspiel. Nach einer Studie der BZgA hat die Hälfte der 16- bis 65-Jährigen in den vergangenen zwölf Monaten an einem oder mehreren Glücksspielen teilgenommen, wie eine am Montag veröffentlichte Befragung in Berlin ergab. Damit bleibe deren Anteil auf dem Niveau von vor zwei Jahren.
Laut Schätzungen weisen etwa 1,1 Prozent der Bevölkerung ein problematisches oder sogar pathologisches Spielverhalten auf. Das sind rund 600 000 Menschen. «Das Glücksspielverhalten in Deutschland bietet weiterhin Anlass zur Sorge», sagte BZgA-Direktorin Elisabeth Pott. Insbesondere junge Männer seien gefährdet, glücksspielsüchtig zu werden. Häufig unterschätzten sie die Gefahren dieser Spiele und glaubten, das Glücksspiel kontrollieren oder Glückssträhnen erkennen zu können.
Problematisch entwickelt sich das Glücksspielverhalten in der Gruppe junger Männer, die an Automaten spielen. Bei den 18- bis 20-Jährigen habe sich dieser Anteil von knapp sechs Prozent im Jahr 2007 auf 15 Prozent im vergangenen Jahr mehr als verdoppelt. Grund für den Anstieg dieser Altersgruppe ist nach Angaben des Verbandes der Automaten-Wirtschaftsverbände ein steigendes Bedürfnis nach Selbstbestätigung. Gegen den Automaten zu gewinnen, schütte bei vielen Glückshormone aus, sagte Sprecher Dirk Lamprecht. Insgesamt nehmen mehr Männer (60 Prozent) als Frauen (47 Prozent) an Glücksspielen teil.
Süchtig ist nach BZgA-Angaben, wer die Kontrolle über sein Spielverhalten verliert. «Problematisch wird es, wenn ich keinen Tag mehr ohne Gedanken an das Glücksspiel verbringen kann», sagte BZgA-Sprecherin Marita Völker-Albert. Die Häufigkeit des Glücksspiels sei kein Indikator für ein Suchtverhalten. «Wer einmal pro Woche einen Lotto 6 aus 49 Tippschein ausfüllt oder ins Casino geht, ist nicht zwangsläufig süchtig.» Pathologische Spielsucht ende meist darin, dass der Betroffene keinen Cent mehr besitze und alles verloren habe.
Die Studie ergab den Experten zufolge auch, dass sich immer mehr Deutsche der Glücksspiel-Risiken bewusst sind. 61 Prozent der Befragten gaben an, dass sie sich gut über die Gefahren informiert fühlen. Vor drei Jahren war es nur etwa jeder Zweite.Mit bundesweiten Aufklärungsmaßnahmen, regionalen Informations- und Beratungsangeboten sowie der Zusammenarbeit mit Suchtpräventionseinrichtungen auf Landesebene wird die Bevölkerung für die Risiken des Glücksspiels sensibilisiert. Außerdem erhalten Betroffene und ihre Angehörigen Hilfe und Beratung bei der Bewältigung ihrer Probleme. „Unsere Anstrengungen zur Prävention der Glücksspielsucht zeigen Wirkung“, erklärt Prof. Dr. Pott. „Gemeinsam mit den Ländern wird die BZgA auch zukünftig die Präventionsmaßnahmen weiter ausbauen, um der Glücksspielsucht in der Bevölkerung entgegen zu wirken.“